220920180

Ausstellung
"GERICAULTS SCHIFFBRUCH"

Die Zahl der Menschen, die vor Krieg, Verfolgung und wirtschaftlicher Not fliehen, war noch nie so hoch wie heute. Mehr als 60 Millionen Menschen sind derzeit weltweit auf der Flucht. Auch Aserbaidschan ist davon betroffen, weil in den 90er Jahren infolge der kriegerischen Auseinandersetzungen mit Armenien mehr als 200 000 Menschen gezwungen wurden, aus der Provinz Berg-Karabach zu fliehen.
Unter den 7 größten Herkunftsländern von Flüchtlingen liegen 4 auf dem afrikanischen Kontinent, der nach dem Nahen Osten auch die meisten Binnenvertriebenen zu verzeichnen hat. Knapp neun von zehn Flüchtlingen leben in Entwicklungsländern.
Die globale Migrationsbewegung, die geradezu biblische Dimensionen annimmt, wird nicht nur aus Kriegen und internen Konflikten gespeist, sondern auch aus Landflucht und nicht zuletzt aus einer nie dagewesenen demographischen Dynamik.
Die heutigen Flüchtlinge, die sich auf Gedeih und Verderb auf den Weg machen, sind vermutlich nur die ersten Vorboten einer größeren Migrationsbewegung, die auf Europa zukommen wird.
Die Ausstellung nähert sich dem Phänomen der Flucht und Migration mit künstlerischen Mitteln. Es geht um einen poetischen Ansatz, bei dem die Flüchtlinge ihre individuelle Stimme und Geschichte in die Waagschale werfen können, womit sie aus der anonymen Masse, in der sie gewöhnlich erscheinen, herausgelöst werden.
Wenn die Massenmedien das Thema in sensationslüsterner Manier ausschlachten, dann schaffen die Künstler Gegenbilder und schlagen dabei leisere Töne an, die den Betroffenen ihre Würde belässt.
Adad Hannah und Marcel Odenbach zitieren in ihren Videos das Gemälde “Das Floß der Medusa” (1818) von Théodore Géricault, das sich im Pariser Louvre befindet und von einem Schiffbruch vor der westafrikanischen Küste handelt. Arjan Martins zeichnet in seinem großen Wandgemälde historische Migrationsströme im Atlantik nach einschließlich jene des Sklavenhandels. Omar Victor Diop rekonstruiert in seiner Serie von Selbstporträts schwarze Freiheitsbewegungen in Afrika und Nordamerika, während Sitara Ibrahimova am Beispiel von zwei Dörfern in Aserbaidschan und Armenien die Konflikte zwischen beiden Ländern thematisiert.